"Ökonomen sind Künstler. Sie reduzieren die Wirklichkeit. Der Künstler sieht ein Gesicht, einen Baum
und reduziert es auf das Wesentliche, er verfremdet, verwirft, gestaltet um, bis etwas Neues entsteht.
Wie der Ökonom. Er reduziert die Welt und blendet vieles aus. In seiner Welt sind die Firmen gleich,
es herrscht ein keimfreier Raum. Man nennt das vollkommene Konkurrenz...
Diesen Raum bewohnen vor allem Idealmenschen wie der Homo oeconomicus...
Der Homo oeconomicus handelt stets rational, lässt sich nie beeinflussen...
Der Erste Weltkrieg hätte nie ausbrechen dürfen, weil Ökonomen ihn für unrentabel hielten.
Acht Tage vor dem schwarzen Donnerstag, im Oktober 1929,
sagte der Star-Ökonom Irving Fischer, es werde nie einen Börsencrash geben.
Keine einzige der fünf Rezessionen hierzulande hat ein Forscher vorhergesagt,
den Internetboom in den Neunzigern auch nicht...
Das Leben ist anders als Legoland.
Nicht alle Ökonomen leben in Legoland...: In Deutschland soll es auch einige dieser Ökonomen geben.
Sie sagen, dass es den Homo oeconomicus nicht gibt, und zu diesen klugen Menschen gehört sogar
der einzige deutsche Nobelpreisträger für Ökonomie, Reinhard Selten.
Er warnt vor lebensfernen Theorien und spricht von „ökonomischem Imperialismus“, SZ, 16.09.06