gilt geradezu als unangefochtene Ikone der menschlichen Sittlichkeit.
Wo aber jeder, der Verstand und Herz hat, die Goldene Regel in voller Absicht befolgen sollte,
um den sozialen Frieden und somit letztlich auch den eigenen Nutzen zu mehren,
da stellt sich die Frage, warum sie eigentlich so häufig gebrochen wird...
Gefangenendilemma.
Kooperation, auch wenn sie sich langfristig auszahlen würde,
kann nicht so ohne weiteres spontan entstehen, weil altruistische Vorleistungen,
motiviert durch das kurzfristige Eigeninteresse des Partners, Gefahr laufen, ausgebeutet zu werden.
Dies ist das Grundproblem des Menschen: Ohne Vertrauen (oder Kontrolle) läuft nichts.
(Langjährige Studien an Schimpansen haben eindrucksvoll die konstruktive Kraft der Wechselseitigkeit belegt.
Schimpansen bilanzieren ihre sozialen Transaktionen)
Es gibt fast keine evolutionär entstandene Motivation,
in öffentliche Güter zu investieren oder sie auch nur zu schonen.
Das Grundproblem der sozialen Evolution
-dem natürlichen Interesse an Eigennutz seine antisoziale Wirkung zu nehmen
und stattdessen dieses Interesse zum Baumeister sozialer Verbände werden zu lassen-
ist mit einer überaus aufschlussreichen Konsequenz für die Gehirnevolution verbunden.
Schliesslich muss das Einhalten der Goldenen Regel überwacht werden,
und es sieht ganz danach aus, als ob uns die Natur mit neuronalen Schaltkreisen versehen hat,
die sich speziell dazu entwickelt haben, soziale Regelbrecher zu erkennen.
Kurzum: Betrüger zu entlarven gelingt uns besser, als logisch zu denken",
aus: E.Voland: Die Natur des Menschen