Fiktive Verdrängung - Willing Suspension Of Disbelief.
"Nur ein Bruchteil der Transaktionen an Aktienmärkten hat mit realen Gütern zu tun.
Die Finanzprodukte, die dort gehandelt werden, besitzen keine physische Existenz.
Es sind Gebilde, die existieren, weil eine Übereinkunft besteht, an sie zu glauben...
Nach dem Ende des klassischen Kolonialismus und dem Entstehen einer hoch integrierten,
aber in räumlicher Hinsicht endlich gewordenen Weltwirtschaft scheint sich der Expansionsdrang in die zeitliche Dimension zu verlagern.
Die Energien verlagern sich nun dahin, Raubbau an der Welt künftiger Generationen zu treiben.
Das Grundprinzip bleibt dabei das Gleiche: Abschöpfung von Gewinnen bei Externalisierung der Kosten.
Der Mechanismus der Auslagerung funktioniert jedoch nur, wenn es eine Systemumwelt gibt,
mit der man nachher nicht in Berührung kommt, die „draußen” bleibt wie Schmutz vor der Haustür...
Der künftigen Generationen überantwortete Müll liegt immer unübersehbarer im eigenen Vorgarten herum.
Das uralte menschliche Verhaltensmuster, Probleme zu lösen,
indem man sie hinter eine imaginäre Grenze verbannt, greift nicht mehr", SZ, 30.10.08