Das Meeting
"Unser Beruf bringt es mit sich, dass wir öfters zu Strategiesitzungen eingeladen werden. So auch vor einigen Wochen. Das Setting: Der große Boss referiert über Innovation... und kaum einer der Führungskräfte hört zu. Wir sitzen ganz hinten in der letzten Reihe und schauen uns das verwundert an. Viele tippen auf ihren Notebooks oder Handys rum, malen Blümchen auf Blocks, träumen oder schauen zum Fenster raus. Hinterher fragen wir den Chef, ob ihm das aufgefallen sei. "Ach ja", sagt er, "das kenn' ich schon. Machen Sie sich keine Sorgen. Bei uns ist das so."
Wir könnten nicht unterschiedlicherer Meinung sein. Unserer Überzeugung nach war es der deutliche Beweis, dass das worüber er geredet hat, für seine Leute nicht wichtig war UND keine Konsequenzen hatte. Erst wenn wir Innovation als unser Problem erleben, subjektiv spüren, dass es unsere persönliche Herausforderung ist, resultiert daraus Handeln. Innovation muss uns existenziell betreffen, damit es mehr als eine schöne Seifenblase ist. Sonst ist es wie überall im Management: Gutgemeinte und mit viel Pathos angekündigte Unternehmensinitiativen scheitern daran, dass das Thema meilenweit vom Einzelnen entfernt ist – ein abstraktes Thema, das der Vorstand initiiert hat. Wenn das der Fall ist, kann man sich sein Gerede über Innovation sparen."
Beratungsletter Nr. 57, Oktober 2006