Wie erklären Sie es sich, dass die Idee, Frauen müssten alles auf einmal schaffen – Beruf, Karriere, Familie, Aufregende-Geliebte-Sein – heute überall als „emanzipiert“ gilt?
Das ist eine berechtigte Frage! Mit Feminismus hat diese Superwoman auf jeden Fall nichts zu tun. Eher im Gegenteil: Diese Art von Propaganda, die die Frauen in die 100-Stunden-Woche und in den Kollaps treibt, das ist der nackte Antifeminismus. Wir Feministinnen waren Anfang der siebziger Jahre die Ersten, die gesagt haben: Moment mal, das geht so nicht weiter mit der Doppelbelastung! Vater Staat und Papa zu Hause müssen ihre Hälfte übernehmen und im Beruf und in der Welt die Hälfte abgeben. Und jetzt? Wir verdanken es dem strammen deutschen Sonderweg von drei Jahren „Elternzeit“, die in Wahrheit eine Mütterzeit ist, dass Frauen aus dem Beruf gehen, um „gute Mütter“ zu sein – und dass die Väter währenddessen Karriere machen.