"In Berlin ist man im Regierungsviertel eingesperrt und zerbricht sich den Kopf über Strategie und Macht.
Es geht vor allem um Symbole und Schattenkämpfe...
Das Regierungsviertel ist ein geschlossenes System, das Sie morgens um acht betreten und abends nicht vor acht hinter sich lassen.
Kaum jemand hinterfragt noch, welche Relevanz das eigene Tun für das Land hat...
SZ: Warum fehlt der Realitätssinn?
Albig: Wenn Sie im Hamsterrad drin sind, müssen sie mitlaufen. Sie müssen die Symbole des Systems bedienen.
Wer setzt sich durch? Das ist für Parteien und die eigenen Leute sehr wichtig. Machen Sie nicht mit, fallen Sie raus.
Zum anderen fehlt oft die Zeit, sich mal zurückzulehnen, über den Marktplatz zu gehen und mit den Menschen zu reden...
Bis zur Krise. Die überrollte uns komplett. Danach waren wir gefangen in einer Welt aus Konferenzen...
Eine Stadt wie Kiel erlaubt es sich, zehn Prozent der Schulabgänger ohne Schulabschluss ins Leben zu schicken.
Menschen, die wir in den nächsten Jahren viele Male in teure Um- oder Weiterschulung schicken werden – wohl ohne Erfolg.
Warum lassen wir das zu, obwohl wir wissen, dass wir allein für diese jungen Menschen in den nächsten vier Jahrzehnten
Jahrgang für Jahrgang jeweils 80 Millionen Euro an Sozialleistungen zahlen werden...Wir leisten uns den Untergang", SZ, 10.05.10