"Eigenständiges, unabhängiges Denken und Handeln bringt Führungskräfte zunehmend in Gefahr.
Um ihre Position nicht aufs Spiel zu setzen, sind sie gezwungen, einen Hauptteil ihrer Arbeitszeit darauf zu verwenden, die herrschende Meinung zu erkunden und sich rundum abzusichern.
Besonders in den größeren und großen Unternehmen, sorgt sich Müller, werde es immer schwieriger, etwas für die Firma Sinnvolles und zugleich das eigene Überleben Sicherndes zu tun. Selbst für den noch so guten Mitarbeiter schrumpfe der Freiheitsgrad, allein auf Basis seiner Kompetenz und seines Verantwortungsbewusstseins zu entscheiden, was jetzt gerade für die Firma wirklich wichtig sei, und entsprechend initiativ zu werden.
Stattdessen müsse er immer mehr Zeit damit verbringen, "den Wind zu prüfen"; immer größere Aufmerksamkeit auf seine Außenwirkung verwenden; immer mehr Kraft dafür einsetzen, sich nach allen Seiten hin abzusichern; immer kompromissloser dem Scheinen den Vorrang vor dem Sein geben.
Es erweist sich mehrheitlich als hochgefährlich, tatsächlich seine Meinung zu sagen. Gefordert und überlebensnotwendig sei stattdessen, die jeweils herrschende Meinung von sich zu geben; den augenblicklich wichtigen oder gar mächtigen Menschen im Unternehmen nicht zu widersprechen, sich "taktisch klug zu platzieren"...
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