"Je größer das Sozialkapital ist, um so geringer sind die Kosten für Aufsicht und Kontrolle.
Es geht nicht darum, der Wirtschaft moralisch zu kommen. Es geht darum, die Werte und Tugenden der Mitarbeiter,
der Führung und der Kunden zu nutzen. Moral ist eine selbstverständliche Ressource der Gesellschaft...
Moral ist eine gesellschaftliche Institution – und wenn ein Unternehmen systematisch dagegen verstößt,
entstehen ihm dadurch Kosten, weil Ungerechtigkeit und mangelnde Anerkennung die Mitarbeiter demotiviert.
Status und Reputation sind innerhalb von Organisationen eine Währung, die durch Gehalt alleine nicht aufgefangen werden kann:
Es geht um eine nichtmonetäre Auszahlung. Hohe Ungerechtigkeit gegenüber Mitarbeitern
senkt deren Leistungsbereitschaft, umgekehrt motiviert Anerkennung.
Dass mangelnde Anerkennung die Leistung senkt, ist mitnichten ein soft factor, sondern ein hartes Kostenargument.
Die Anerkennung der Mitarbeiter ist eine Führungsaufgabe. Wenn das obere Management ein Wertesystem
nicht ausdrücklich und vorbildlich vertritt, lässt es sich auch kaum durchsetzen...
Moral ist kein Fremdkörper, der der Wirtschaft aufgezwungen wird.
Es gibt vielmehr eine Moral, die in der Wirtschaft, in den Unternehmen, in den Märkten automatisch mitläuft.
Moral ist ein Faktum, mit dem die Wirtschaft kalkulieren muss.
Tut sie es nicht, entstehen Kosten, die in eine neue Betriebswirtschaftslehre systematisch einfließen müssen, SZ, 30.04.09